Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

11.12.13; Stefanie Schardien

Was man draus macht

„Früher, da hat man sich zumindest mal direkt in die Augen geschaut. Aber heute… schrecklich. Nur noch Rum-Gedaddel auf dem Handy.“

Die Frau mir gegenüber in der U-Bahn schimpft. Ihr Sitznachbar, Typ Lehrer, Mitte 40, regt sich genauso auf über Handies und das Internet: „Ich begreife das nicht, wie man seine Zeit für so einen Schwachsinn verbraten kann. Absolut oberflächliches Geplänkel. Blubber, blubber. Das geht doch wirklich null in die Tiefe. NULL!!“ Die beiden sind absolut überzeugt: Sie waren noch nie bei facebook und co. und wollen auch auf keinen Fall dort hin.

Bei so viel Besserwisserei hat es mich schon gereizt, mein Smart-Phone rauszuholen und möglichst offensichtlich ins nächstbeste social network abzutauchen. Aber vielleicht haben die beiden ja auch recht? Klar hängen viel zu viele Menschen viel zu viel vor dem Computer ab. Klar gibt es da viel Oberflächliches. Aber es liegt ja an uns selbst, was wir daraus machen.

Ich komme nach Hause und geh online. Nina hat mir geschrieben, eine „facebook-Freundin“. Wir kennen uns aus der Schule, haben uns ewig aus den Augen verloren und im Netz wiedergefunden. „Hey“, schreibt sie, „hab über Deine Eltern gehört, dass es Dir in den letzten Wochen nicht so gut ging. Du Arme. Ich denk an Dich.“
Ich freu mich. Das tut meiner Seele gut. Sie denkt an mich. Das ist sehr nett von ihr – und eben nicht nur blubber, blubber.

Sprecherin: Alexa Christ

 

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