Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

25.06.13; Pfarrer Michael Nitzke

1:0 für den Dialog

Autor: Dortmund steht für erfolgreichen Fußball – und jetzt auch für den Anstoß zum Dialog der Religionen.

Seit der WM 2006 in Deutschland gibt es hier nämlich eine ganz besondere Fußballmannschaft und die ist jetzt ausgezeichnet worden: Mit dem Integrationspreis des Deutschen Fußballbundes. Denn seit sieben Jahren spielen hier die Religionen zusammen: Pfarrer der Ev. Kirche gegen Imane aus den Moscheegemeinden. Ogün Arpaci, Vorsitzender des Türkisch-Islamischen Kulturvereins:

O-Ton Arpaci: „Das sollte ein Zeichen von den Geistlichen auch in die Gemeinden sein, dass man eigentlich miteinander unkompliziert auch umgehen kann, auch wenn da Unterschiede gibt.

Autor: Evangelische Pfarrer spielen Fußball gegen islamische Imame, das war der Anstoß zum Dialog der Religionen auf dem Sportplatz. Doch irgendwie fehlte da noch jemand:

O-Ton Arpaci: Der Witz des ganzen war, dass wir dann gesagt haben: 'Ok, wir haben ja drei Buch-Religionen, dann lass uns mal das Spiel von einem jüdischen Schiedsrichter dann abpfeifen.'"

Autor: Das könnte ja für den Unparteiischen eine schwere Aufgabe sein, da die Temperamente zu bändigen. Ralf Greth, evangelischer Pfarrer in Dortmund und selbst aktiver Mitspieler berichtet, wie es auf dem Platz zugeht:

O-Ton Greth: „Na, es gibt schon ein bisschen Ehrgeiz, aber es ist sehr fair. Es hat noch keine gröberen Fouls oder solche Dinge gegeben, da sind wir sehr fair und freundschaftlich."

O-Ton Arpaci: „Bei diesem Spiel gibt es keinen Verlierer. Eins-Null, immer für den Dialog!"

Autor: Aber beim Fußball kommt es ja auch auf das Ergebnis an. Wie ging das erste Spiel aus?

O-Ton Arpaci: „Ähh, wir haben dann vier zu eins gewonnen."

Autor: Der Deutsche Fußballbund hat jetzt den Dortmunder Anstoß zum Dialog mit seinem Integrationspreis gewürdigt. Ralf Greth, schildert die Bedeutung dieser Auszeichnung, denn es geht hier nicht nur um Punkte und Tore.

O-Ton Greth: „Das Stichwort Integration, weist darauf hin, dass es um die Arbeit geht, die unterschiedlichen Kulturen und Religionen hier in Dortmund miteinander zu integrieren. Integration in das Alltagsleben, in das gesellschaftliche Leben und natürlich aus unserer Sicht auch im religiösen Dialog, Integration, also gegenseitige Teilnahme.

Autor: "Wichtig ist nur auf dem Platz!", sagt die alte Fußballweisheit. Beim Spiel Pfarrer gegen Imame geht es aber um mehr. Das menschliche Miteinander steht im Mittelpunkt. Dabei lernt man manchmal die Besonderheiten der anderen Kultur auf humorvolle Weise kennen.

O-Ton Greth: „Bei dem Hinweis der Imame, dass sie den Höhepunkt des Ramadan, das 'Zuckerfest' feiern würden bei unserem nächsten Treffen: wir müssten ihnen an dem Tage etwas Süßes mitbringen, oder etwas Süßes sagen, kam einer auf die Idee, einen Christstollen zu servieren. Umgekehrt wurden wir dann gefragt, ob unsere Mannschaftsaufstellung beim nächsten Spiel im Kreuz erkennbar wäre."

Autor: Wer eine der beiden Mannschaften anfeuern will, oder vielleicht beide kann das beim Anstoß zum Dialog am kommenden Sonntag im Dortmunder Hoeschpark tun. Das Spiel Pfarrer gegen Imame wird um 16 Uhr angepfiffen. Vorher gibt es ein Rahmenprogramm mit christlichem Gospelchor und Tanzgruppen aus der jüdischen Gemeinde und einem Türkischen Bildunsgzentrum.

 

Audiobeitrag 1:0 für den Dialog


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