Die Tarnkappe
Was die Welt unbedingt noch braucht, ist eine Tarnkappe. Der moderne Tarnauslöser sollte leicht, handlich und unbedingt bikinikompatibel sein. Ein Microchip eingearbeitet
eingearbeitet in einem farbschönen Armband. Sobald sich in Stresssituationen die feinen Härchen am Handgelenk aufstellen, erwidert er den Impuls und schwupp- schon ist man verschwunden.
So ein Wunderding habe ich mir erst letzte Woche gewünscht. Gut gelaunt schlendere ich durch die Fußgängerzone, und treffe prompt meinen Ex mit seiner neuen Flamme, händchenhaltend, turtelnd. Und viel zu nah, dass ich unauffällig in ein Geschäft abbiege. Oh, shit, sehe ich gut aus? Jetzt bloß keine Regung zeigen. Wie nützlich wäre da die Tarnkappe gewesen. Bei meinem Adrenalinausstoß wäre ich in Nanosekunden verschwunden.
In Märchen oder Fantasiefilmen wird ja schon mal vor der Flucht in die Unsichtbarkeit gewarnt. Wer sich allzu oft in den Tarnmantel hüllt, bleibt unsichtbar oder wird unscheinbar, zum Nichts. Aber keine Sorge: Schließlich tritt diese Nebenwirkung ja nur in Welten auf, in denen die Männer durch die Bank Helden sind, die Frauen aus brenzligen Situationen retten, statt sie da reinzureiten.
Gedanken wegen der Risken mache ich mir erst, wenn ich den Prototypen der Tarnkappe in Händen halte. Bis es soweit ist, arbeite ich weiter am Pokerface. Ich bin ja jetzt im Training.
Sprecherin: Christiane Schulte-Birgden
Die Tarnkappe
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