Lebens-Übergänge: Aus dem Trubel in den Advent
Es stimmt schon: In ein paar Tagen fängt die Adventszeit an. Nicht alle finden das gut. Natürlich kann man die nächsten vier Wochen einfach ignorieren.
Was gehen mich Adventskränze an, kann man denken, ich habe im Moment ganz andere Probleme. Aber vielleicht ist es gerade dies: Dass nämlich die Zeit des Advents eine Lebenschance beinhaltet. Die man schnell verschenkt, wenn man sie nicht an sich ran kommen lässt. Man kann natürlich auch ins Gegenteil verfallen. Und mit dem Blick auf den rasenden Kalender in den nächsten vier Tagen nicht nur die Wohnung adventlich schmücken. Sondern auch noch sämtlichen Weihnachtsstress vorwegnehmen. Manchmal müssen wir deshalb geradezu von außen genötigt werden, die Adventszeit und damit uns selbst- ernst zu nehmen.
So erinnere ich mich an eine Adventszeit, in der ich auf einmal wie gelähmt war. Nichts ging mir mehr von der Hand. Jeder Telephonanruf fiel mir schwer. Sie können sich sicherlich vorstellen, für einen Pfarrer in der Hochsaison seines Berufes war das nur schwer zu akzeptieren. Aber mit den Tagen wurde es immer schlimmer. Schließlich musste ich mich in ärztliche Beratung begeben. Der Arzt bescheinigte mir dann eine depressive Verstimmung, die ich erst einmal auskurieren müsste, bis überhaupt an einen positiven Arbeitseinsatz auch nur von Ferne zu denken war. Da war ich nun lahm gelegt und erwartete von den nächsten Wochen nur eine Bestätigung meiner seelischen Lähmung.
Aber etwas völlig anderes geschah. Begrenzt in meinen Tätigkeiten, nahm ich mir dennoch Zeit, wenigstens einen Psalm aus der Bibel mir immer wieder vorzulesen. Wenigstens ein bisschen schon daran zu denken, was ich in meiner Arbeit nach der Genesung anders machen würde. Wenigstens halbwegs an die Menschen zu denken, die ich dann als erste besuchen würde. Wenigstens im Ansatz an den Advent, die Ankunft desjenigen zu denken, der dieser Zeit überhaupt erst ihren Namen gegeben hat: Jesus von Nazareth.
Als es mir dann nach zwei, drei Wochen tatsächlich etwas besser ging, erinnerte ich mich an eine biblische Gestalt: Zacharias, den Vater Johannes des Täufers. Der bekam von Gott auch eine besondere Lebens-Auszeit geschenkt. Konnte neun Monate lang vor der Geburt seines Sohnes nicht sprechen. Und wird wohl auch wie ich die Zeit sehr bewusst genutzt haben, über sich, sein Leben, seine Ziele und die Ankunft seines Sohnes nachzudenken.
Kurz vor Weihnachten verschwand meine Erkrankung wieder. Ich merkte, wie ich innerlich ruhig und wirklich vorbereitet auf eines unserer schönsten Feste war. Nun denke ich, dass man nicht gleich völlig lahmgelegt werden muss, um der Adventszeit ihren besonderen Reiz abzugewinnen. Jetzt in diesen Tagen besteht für jeden von Ihnen die Chance, die nächsten vier Wochen selber etwas ruhiger und bewusster zu gestalten.
Es wird dabei nicht nur der Heiland der Welt bei Ihnen ankommen. Sie werden auch bei sich selber ankommen. Neues in sich entdecken. und vielleicht auch manch unnötig Eingespieltes in Ihrem Leben verändern. Der Weg aus dem Alltagstrubel in eine andere Zeit steht Ihnen noch völlig offen. Und diese Lebenschance sollten Sie sich wirklich nicht nehmen lassen.
Lebens-Übergänge: Aus dem Trubel in den Advent
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