Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

12.11.05, 5.56 Uhr, Jost Klausmeier- Saß

Wochenende

Es ist geschafft! Wochenende erreicht. Jedenfalls für die, die heute nicht arbeiten müssen. Das Wochenende kann beginnen. Jetzt. Oder heute Nachmittag.

Oder vielleicht erst morgen früh.

Aber eigentlich beginnt das Wochenende ja auch gar nicht von selbst.
Wir müssen es beginnen lassen - indem wir loslassen:
Die vergangene Woche. Die Arbeit. Den Stress. Die Verpflichtungen.

Wer heute von der beruflichen auf die private Baustelle wechselt, hat ja nicht wirklich Wochenende.
Wer heute Abend um kurz vor acht doch noch mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt rasen muss, der ist doch im Wochenende noch nicht wirklich angekommen.
Wer den heutigen Samstag braucht, um im Baumarkt das Material zu kaufen, das er morgen in den eigenen vier Wänden anschrauben will, der findet doch keine innere Ruhe, auch wenn Heimwerken zweifelsohne auch Spaß machen kann.

Dass wir überhaupt ein „Wochenende“ kennen, also eine Unterbrechung des Arbeitsalltags, verdanken wir dem jüdischen und dem christlichen Glauben.
Der christliche Sonntag, der unser Wochenende ermöglicht hat, stammt vom jüdischen Sabbat ab.

Der Sabbat, das ist im Judentum seit 3000 Jahren der Tag, an dem der Mensch sich ausruhen und erholen soll. Der Tag, an dem es keine Arbeit geben soll. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen.
Das Judentum hat sich deshalb viele Gedanken darüber gemacht, wie der Sabbat, der Feiertag und Ruhetag der Woche, vor zuviel Aktivität geschützt werden kann.

„Halte den Feiertag heilig“, fordert die biblische Tradition.
Und „heilig halten“ heißt neudeutsch soviel wie: halte den Tag als etwas Besonderes.
Also nicht als Fortsetzung des Alltags unter anderen Vorzeichen.

Ruhe statt Hetze!
Selbstbestimmung statt Pflichterfüllung.

Und die Meisten von uns haben doch mit zwei freien Tagen pro Woche beste Chancen zur Ruhe zu kommen – wenigstens für einen Tag.

Wie wohltuend wär’s eigentlich, eine Einladung, die man eh als Verpflichtung empfindet, abzusagen, und die gewonnene Zeit entspannt und im Kreise von wirklich lieben Menschen zu verbringen?

Wie wohltuend wär’s eigentlich, lieber daheim Karten zu spielen, als sich mit den Kindern durch irgendwelche Freizeitparks zu quälen?

 „Halte den Feiertag heilig“ also. Muße statt Daueraktivität.

Wie viele freie Tage sind schon ausgehöhlt und zu verkleideten Werktagen geworden!
Die Neigung, alle Zeit zu verplanen, dauernd aktiv zu sein, ist in unserer Gesellschaft schon verbreitet genug. Hyperaktiv sind längst nicht mehr nur Kinder.

„Halte den Feiertag heilig“ - Ruhe sollen wir finden, statt die Hektik der Woche fortzusetzen.
„Halte den Feiertag heilig“ - ein wunderbares Gottesgeschenk an uns.

In diesem Sinne - wünsche ich Ihnen allen ein geruhsames Wochenende!

Audiobeitrag Wochenende


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