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Klagen und Vertrauen
Gott, bei dir suche ich Trost, denn meine Füße straucheln, und ich falle in die Tiefe, mein Tritt geht ins Leere, ich suche Grund.
und mein Suchen vergeblich? Täglich stehe ich im Angesicht des Leidens, und jeder Morgen bringt neuen Schmerz. Ich sinne nach, ob ich´s begreifen könnte, aber es ist mir zuviel. Es kreist und kreist in meinem Kopf, aber ich finde nicht heraus. Es tut mir weh in meinem Herzen, und ich spüre Stiche in meinem Innersten. Dennoch halte ich mich an dich, du hältst mich bei meiner Hand und leitest mich nach deinem Ratschluss. Darum hoffe ich auf dich, meine Zukunft befehle ich in deine Hände.
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer. Das war ein Klagepsalm aus der Bibel. Vielleicht spricht er Ihnen heute morgen aus der Seele. Vielleicht befinden Sie sich gerade in einer Situation, in der Sie nicht aus noch ein wissen. Oder sie kennen zumindest solche Zeiten. Da schreit einer in seiner Not zu Gott, klagt ihm sein Leid. Aber er verzweifelt nicht. Durch das Gespräch mit Gott findet er zu neuem Vertrauen in ihn und damit zu neuem Mut für die Zukunft.
Wissen Sie, wann ich gelernt habe, diesen Psalm zu verstehen?
Als wir neu nach Düsseldorf gezogen waren, saß ich mit meinem damals knapp 3 Jahre alten Sohn auf dem Spielplatz und mir liefen die Tränen. Das ist schon viele Jahre her, aber ich weiß es noch, wie heute. Es war mir nicht genug, Tag für Tag mit meinem Sohn zum Spielplatz zu gehen, wo ich oftmals alleine war, und nicht einmal eine andere Mutter zum Unterhalten hatte. So sehr ich es anfangs genossen hatte, mich auf Haushalt und die Beschäftigung mit dem Kind konzentrieren zu können, so sehr machte mir das jetzt zu schaffen. Ich war höchst unzufrieden und litt regelrecht. Vor allem, weil ich keine Perspektive auf eine neue Stelle hatte. Ich haderte mit meiner Situation und ich haderte mit Gott. Ich konnte es einfach nicht verstehen, warum sich so gar kein Weg auftat in Richtung Berufstätigkeit.
Trotz Bitten und Beten. Meine Bewerbungen waren einfach nicht erfolgreich und ich fragte mich, ob es der richtige Weg war, ohne Aussicht auf eine Stelle nach Düsseldorf zu ziehen. In dieser Lage blieb mir nichts anderes, als mich trotz totaler Funkstille von seiner Seite einfach an Gott zu klammern und darauf zu hoffen, dass er mir doch irgendwann einen Weg aufzeigt. Mir blieb nur, zu vertrauen, zu warten und zu hoffen.
Und dann tat sich ein Weg auf. Nicht von heute auf Morgen und über viele Ecken. Aber Gott hat ihn mir geebnet.
Klar gibt es schlimmeres. Klar gibt es Ängste und Nöte, die viel schlimmer sind, als es meine damals waren. Natürlich gibt es Situationen, die sind weit auswegloser. Da, wo Mütter sich und ihre Kinder alleine durchbringen müssen oder da, wo der Vater von heute auf Morgen seine Arbeit verliert. Der Glaube an Gott bietet da erst mal auch keinen Ausweg.
Aber Gott lässt sich ansprechen und anklagen und in die Pflicht nehmen. Ihm kann man alles sagen, was Menschen schon gar nicht mehr hören möchten. Das stärkt das Vertrauen in ihn, das wir so dringend brauchen, um durchzuhalten. Und irgendwann gibt es einen Weg.
Viele Situationen in unserem Leben können wir uns einfach nicht aussuchen. Und müssen lernen, mit ihnen umzugehen. Mir hilft es, mich in akuter Not an Gott zu wenden, ihm alles zu sagen. Daraus erwacht neues Vertrauen in ihn und neues Vertrauen in mich. Und die Zuversicht, dass ich es schaffe.
Klagen und Vertrauen
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