Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

29.10.05, 7.50 Uhr, Dr. Barbara Schwahn

Das Geheimnis einer Beziehung

„Zwei sind besser als einer allein, falls sie nur reichen Ertrag aus ihrem Besitz ziehen. Denn wenn sie hinfallen, richtet einer den anderen auf. Doch wehe dem, der allein

ist, wenn er hinfällt, ohne dass einer bei ihm ist, der ihn aufrichtet. Außerdem: Wenn zwei zusammen schlafen, wärmt einer den andern, einer allein, wie soll er warm werden?
Und wenn jemand einen einzelnen auch überwältigt, zwei sind ihm gewachsen und eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell.“

Sehr lebensnah, wie da in der Bibel über das Alleinsein und die Zweisamkeit nachgedacht wird. Viele Hochzeitspaare suchen diese Verse deshalb als Trautext aus. Denn welches frischverliebte Paar träumt nicht von gemeinsamen Nächten, davon, gemeinsam aufzuwachen, noch zu kuscheln und sich selbst genug zu sein.

Natürlich, etwas weniger romantisch, auch davon, wie man sich gegenseitig ergänzen und in brenzligen Situationen beistehen und stützen kann.
Es ist aber auch sehr tiefgründig, was hier gesagt wird. Da geht es nicht nur um zwei, die sich gegenseitig die Einsamkeit vertreiben. Manchmal ist es noch besser, wenn da ein dritter im Bunde ist, hören wir. „Eine dreifache Schnur reißt nicht so schnell“. Wie wahr! Manchmal ist es gar nicht so gut, wenn man sich als Paar abkapselt und alles nur mit sich selbst ausmacht.

Anfangs, zu Beginn einer Beziehung, ja da regelt sich vieles von alleine. Da ist man auch mal verschiedener Meinung, aber man zeigt Verständnis füreinander und ein Streit ist schnell wieder beendet. Nur, irgendwann sind es immer dieselben Kleinigkeiten, wegen denen man aneinander gerät. Berühmtestes Beispiel: Ob man die Zahnpastatube von hinten oder von der Mitte ausdrückt. Oder es sind immer dieselben Wesensunterschiede, die sich bemerkbar machen. Sie immer aktiv, er möchte auch mal seine Ruhe. Er hält penibel Ordnung, sie sieht das mit dem Aufräumen nicht so eng. Ganz zu schweigen von solchen Fragen wie: Möchten wir ein Kind, oder nicht. Und wenn ja, wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?

Ganz schön heikel, was da so zu besprechen und zu klären ist. Gut, wenn es dann noch jemand drittes gibt. Jemanden, dem man vertrauen kann und der dennoch kein Bestandteil der trauten Zweierbeziehung ist. Der gute Freund, die beste Freundin kann das sein. Manchmal reicht es, sie einfach einzuladen und mal wieder über etwas ganz anderes ins Gespräch zu kommen. Sich nicht nur um die eigene Achse zu drehen. Oder mitzubekommen, die haben ja ähnliche Probleme. Ab und zu ist es auch gut, wenn einem jemand den Kopf zurechtrückt und signalisiert:“ Dein Verhalten ist aber auch nicht in Ordnung, es kann ja wohl nicht nur an deinem Partner liegen.“

Jemand dritten im Bund zu haben, das gehört zum Geheimnis einer guten Beziehung. – Für nicht wenige ist das Gott. Ungezählte Gebete werden da tagtäglich zum Himmel geschickt; Sorgen ausgebreitet, Nöte geschildert, um Klarheit gerungen. Und immer zeigt sich Gott als geduldiger, liebevoller Zuhörer. Und nicht nur das. Wer sich an Gott wendet, weiß: Ich bin von ihm geliebt. Er nimmt mich an so wie ich bin. Dasselbe gilt auch für den Partner, die Partnerin. Das weckt in mir neues Verständnis für den Menschen, mit dem ich zusammenlebe. Es gibt mir neu den Anstoß, die Liebe, die Gott mir schenkt, an den Partner, die Partnerin weiterzugeben. Ich bekomme den Mut, das Zusammenleben jeden Tag neu zu wagen.

Audiobeitrag Das Geheimnis einer Beziehung


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