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Erdbebenkatastrophe
Und wieder hat die Erde gebebt. Und wieder sind Zehntausende tot, verwundet, ohne Dach über dem Kopf. Nein! Ich will mir nicht vorstellen, wie es ist, unter Schutt und
Trümmern begraben zu liegen, will nicht wissen wie es ist, über Trümmer zu kriechen und nach meinem Kind und meiner Frau zu suchen. Und wieder habe ich diese Sätze gehört: Die Natur schlägt zurück und Gott straft uns.
Beide Sätze sind für mich der blanke Zynismus, weil er das Elend der Menschen nicht ernst nimmt und weil er Gott nicht ernst nimmt.
Die Natur schlägt nicht zurück. Nie Natur ist kein bewusst handelndes Wesen, das sich anschickt, die Menschheit von ihrem Angesicht zu vertilgen. Nein, die Natur ist ein Zusammenspiel von Gesetzmäßigkeiten. Erdbeben gehören dazu, wie Vulkanausbrüche und Riesenwellen.
Und Gott straft uns: Was für ein Unsinn. Gott liebt uns. Er straft nicht, schon gar nicht pauschal, schon gar nicht Schuldige und Unschuldige zusammen.
Diese Welt ist nicht gottverlassen. Alle, die wollen, können auch im größten Elend Gottes Nähe und Kraft spüren, eine Nähe, die mich durchhalten lässt, was ich durchhalten muss, die mich trägt, wenn ich längst nichts mehr tragen kann. Ist das ein Trost für die im fernen Kaschmir? Ich bete dafür.
Aber uns schreiben diese Katastrophen etwas wichtiges ins Stammbuch: wenn wir nämlich endlich aufhören, die Natur oder Gott dafür verantwortlich zu machen, können wir uns nicht mehr davor drücken, unsere Verantwortung wahrzunehmen. Statt fruchtlose Spekulationen über irgendwelche Schuldige anzustellen, ruft uns die Not der Opfer auf:
Helft, helft jetzt, helft schnell, helft großzügig. Denn um die Opfer geht es, und darum, ob unsere christlich fundierte Nächstenliebe bloßes Geschwätz oder gelebter Glaube ist. Also helft, wie ihr helfen könnt
Erdbebenkatastrophe
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