Von hier nach dort
Als ich noch zur Schule ging und noch bei meinen Eltern wohnte, hatte meine Freundin schon eine eigene Wohnung. Die war ein paar Jahre älter und ich fand das total
spannend, wie sie so mit dem Leben klar kam, wie sie sich einrichtete! Was sie einkaufte und wo sie so hinging.
Das habe ich eigentlich immer so weiter gemacht, dass ich geguckt habe, wie kommen Ältere mit ihrem Leben so klar, weil ich dachte, vielleicht hilft mir das mal was.
Im Urlaub, vor ein paar Jahren habe ich Doris kennen gelernt. Das Besondere: Doris ist schon über 60. Und wir schreiben uns so über alles, was so in unserem Leben passiert.
So erfuhr ist auch, dass ihre Schwester Krebs hat. In den letzten Monaten, so es ihr immer schlechter ging, ist sie jeden Tag mit ihr spazieren gegangen. Das fand ich ziemlich tapfer. Und nun erzählte mir Doris, dass ihre Schwester gestorben ist. Ich konnte bei ihr sein in der letzten Nacht. Es war ganz besonders: Bei einem Menschen zu sitzen, einem Menschen die Hand zu halten, der noch hier ist und schon ein wenig dort. Das so mitzuerleben.
Ich habe diese Sätze mehrfach gelesen, denn so nah wie Doris habe ich das Sterben eines Menschen noch nicht erlebt. Und das, was sie beschrieben hat, fand ich so tröstlich: Der Tod kein Fallen in ein schwarzes Loch. Kein Schreckgespenst. Sondern ein Hinübergleiten, ein Gehen von Hier nach Dort.
Wie gut, dass Doris das geschrieben hat. Vielleicht hilft mir das eines Tages.
Sprecherin: Christiane Schulte-Birgden
Von hier nach dort
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