Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

01.10.05, 6.30-7Uhr, Christiane Schulte-Birgden

One-Night-Stand

Zum Schulabschluss gab‘s die typische Umfrage für die Abi-Zeitung: Was willst du mal werden? Machst du Zivi oder Bundeswehr?

Also all das, was niemanden wirklich interessiert.

Deshalb starteten zwei Freundinnen und ich eine zweite Umfrage zu den Dingen, die uns wirklich interessierten: etwa Drogenerfahrungen oder: Wem würdest du ein Geheimnis anvertrauen?

Die wichtigste Frage aber war: Mit wem aus der Jahrgangsstufe könntest du dir einen One-Night-Stand vorstellen? Das war – so albern das klingt – die eigentliche Kernfrage des Fragebogens, denn an ihr entschied sich „unser Marktwert“.

Gierig machten meine Freundinnen und ich uns über die ausgefüllten Fragebögen her. Die waren zwar anonym abgegeben worden, aber natürlich konnten wir anhand der Einträge, des Schriftbilds und zuletzt aufgrund des Ausschlussprinzips erkennen, von wem welcher Bogen stammte.

Dass Jürgen auf Anne stand, wussten wir schon lange. Und dass viele Stephan attraktiv fanden, war auch nichts Neues. Manche gaben auch zwei oder drei Namen an, andere lieber gar keinen.

Nur ein Fragebogen stach aus der Menge der anderen hervor: der von Jannes, denn der hatte einfach ALLE Mädchen angekreuzt.
Mann, ist der wahllos! lästerten wir.

Jahre später habe ich Jannes wiedergetroffen und hab‘ ihn gefragt, warum er das damals gemacht hat, bei unserer Umfrage, einfach alle Mädchen anzukreuzen. Und seine Antwort hat mich beeindruckt: Er sagte: Er hätte es einfach zu tragisch gefunden, wenn ein Mädchen auf die Frage, wer sich mir ihr einen One-Night-Stand vorstellen könnte, gar keinen Punkt bekommen hätte: Dann wenigstens einen vom dummen Jannes!

Sprecherin: Christiane Schulte- Birgden, Köln

Audiobeitrag One-Night-Stand


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