Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

28.09.05, 6.56 Uhr, Birgit Winterhoff

Wenn Menschen wieder in die Kirche eintreten

„Kommt und seht“, so hat Jesus Menschen eingeladen, die Erfahrungen machen wollten mit dem Mann aus Nazareth. „Kommt und seht“ – wer sich darauf einlässt, der macht

Erfahrungen fürs Leben.

Mittwoch war ein besonderer Tag für Katja. Denn seit Mittwoch vor 14 Tagen gehört sie ganz offiziell wieder zur Kirche. „Meine Einstellung zum Glauben habe ich nie geändert. Aber jetzt will ich auch offiziell wieder zur Kirche gehören“, sagt sie.

Persönliche Enttäuschungen waren der Grund gewesen, weshalb sie vor sieben Jahren die Kirche verließ. „Damals steckte ich in einer schwierigen Lebenssituation. Ich fühlte mich missverstanden und nicht unterstützt von der Kirche.“ Schweren Herzens ging sie zum Amtsgericht und erklärte ihren Austritt.
Sie bekam Kontakt zu einer Frau, die zweimal in der Woche ehrenamtlich in einem Pflegeheim mitarbeitet. Bald fing sie ebenfalls an, sich zu engagieren. Manche Gespräche folgten. „Jetzt will ich alles wieder geordnet haben“, sagt sie.

An dem besagten Mittwoch machte sie Nägel mit Köpfen. Sie trat wieder in die Kirche ein. Besonders gefallen hat ihr der Segenswunsch, den sie mit auf den Weg bekam.
„Ich wünsche dir, dass du bewahrt sein mögest an Leib und Seele. Dass Gott dich trägt und schützt und dich durch alles, was dir geschieht, seinem Ziel entgegenführt.“

Bei dem 31-jährigen Carsten hatte eine Feier mit Freunden vor vielen Jahren zum Kirchenaustritt geführt. „Wir überlegten, wo wir Geld sparen könnten. Da fiel uns die Kirchensteuer ein.“ Carsten hat nach dem Studium einen guten Job gefunden. „Ich habe in den letzten Jahren so viel Gutes erlebt“, sagt er. „Der liebe Gott hat mich nicht vergessen. Jetzt will ich ihm danken. Ich trete in die Kirche ein und unterstütze mit meinem Geld, was die tun.“

Die 20-jährige Lena ist als Kind nicht getauft worden. Ihre Eltern sind häufig umgezogen.
„Da haben sie meine Taufe irgendwie vergessen“, sagt sie. In der 7. Klasse melden sich ihre Freundinnen zum Konfirmandenunterricht an. Sie geht mit und meldet sich auch an. „Die Freizeiten haben mir gut gefallen. Die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe ich bewundert. Dazu hätte ich auch Lust.“ Kurz vor ihrer Konfirmation wird sie getauft. „Meine Freundinnen und ich haben gemeinsam mit dem Pastor den Gottesdienst vorbereitet. Das hat echt Spaß gemacht“, sagt sie. Meinen Taufspruch habe ich selbst ausgesucht. „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf deinen Wegen.“ Nach der Konfirmation engagiert sie sich in der Gemeinde. Das hat auch ihren Berufswunsch beeinflusst. Sie will jetzt Diakonin werden.

Drei Beispiele aus der großen Zahl von Männern und Frauen, die den Weg zur Kirche gefunden haben. Über 60.000 Menschen waren es im letzten Jahr in der Evangelischen Kirche. Mit ihrem Eintritt sagen sie auch: Der christliche Glaube braucht die Gemeinschaft von Menschen. Er braucht auch das organisierte Engagement für Schwache und Hilfsbedürftige.

Zwischen dem ersten Anstoß und dem Eintritt vergeht meist einige Zeit. Ein neues Verhältnis zum Glauben und zur Kirche lässt sich schließlich nicht übers Knie brechen. Mancher Zweifel begleitet die neue Orientierung. Will ich wirklich dazugehören, zu einer Institution, an der ich vielleicht auch manches auszusetzen habe? Die Kirchentür steht offen. Sie sind eingeladen, den Gottesdienst mitzufeiern, eingeladen in der Kirche mitzureden und mitzubestimmen. Sie werden dann die Erfahrung machen: Kirche ist anders.

Wie hat Jesus gesagt? „Kommt und seht!“

Audiobeitrag Wenn Menschen wieder in die Kirche eintreten


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