Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

31.08.05, 6.56 Uhr, Dr. Gerd Höft

Die Sache mit den Namen

Der reiche Mann und der arme Lazarus. Tja, liebe Hörerinnen und Hörer, das ist auch die Sache mit den Namen. Der Reiche hat keinen.

“Der Reiche“ – das klingt so wie „Der Dingsbums“ oder „Der-wie-heißt-er-noch-schnell“. Das erwarten wir doch ganz anders. Der Reiche muss doch einen Namen haben; denn wer reich ist, ist doch wer.

So verhält es sich doch: die Namen der Reichen, Schönen, Erfolgreichen haben wir alle wie am Schnürchen. Zeitschriften, Radio, Fernsehen sind ja voll davon. Diese Sorte Mensch macht sich doch einen Namen, den kennt man. Wer keinen Namen hat, der vergeht, ist anonym, ein Nichts. Wie glücklich sind wir doch, wenn wir in einer Runde mit unserem Namen angesprochen werden und es nicht heißt: entschuldigen Sie mal, wie war noch gleich Ihr Name?

Es war aber ein reicher Mann, der hatte keinen Namen.

Und es war da ein armer, der hieß Lazarus, der hatte einen Namen. Einen Namen gegen das Vergessen, gegen das Abgleiten ins Nichts. Die im Dunklen sieht man nicht, will sie nicht sehen. Ja, das Elend hat kein Gesicht, soll keins haben. Aber nicht hier, nicht in diesem Gleichnis. Das Elend hat einen Namen: Lazarus und das heißt übersetzt: Gott hilft.

So löst sich die erste Merkwürdigkeit in diesem Gleichnis auf, gibt einen ersten Hinweis, wie sie zu verstehen ist: Um die Reichen muss man sich nicht kümmern. Die helfen sich schon selbst oder wissen, wo man Hilfe bekommt.

Die Bibel, besser die Botschaft Jesu- dreht mal wieder die Verhältnisse um, stellt das Gewohnt-gewöhnliche infrage, stellt es auf den Kopf. Wenn alle denken, es geht um die Reichen, Schönen, Mächtigen auf der Welt – ja wenn selbst die so denken, dass sich alles um sie dreht und glauben, dass wirklich sie wichtig sind und wir uns um sie kümmern müssen um ihre billigen, flittchenhaften Geschichten, um ihre Parties, neuen Autos neuen Frauen, neue Männer,   - nix da. Alles unwichtig.

Unser Blick soll sich endlich aus den bunten Gazetten, den einschlägigen Radio- und Fernsehsendungen lösen und sich dahin wenden, wo unsere Unterstützung gebraucht wird. Bei all denen, deren heimlicher Name Gotthilf heißt, bei denen, die sich nicht helfen können, die mit dem Leben überfordert sind, die sich quälen müssen und Not leiden und nicht eingebunden sind in das Netz bekannter Namen, bekannter Adressen. Gott richtet sein und unser Augenmerk erst mal auf die, die damals wie heute „Gott hilft“ heißen.

Die, die Not leiden, sind Gottes erste Adresse: Gott hilft, und er hilft durch uns, durch alle, die Hilfe leisten können. Merkt auf: liebe Hörerinnen und Hörer: hier geht’s nicht m eine Verdammung des Reichtums oder der Reichen- aber auch nicht um eine Seligsprechung der Armut. Die Botschaft ist eine andere: Wer im Elend liegt, dem muss geholfen werden. Egal von wem, aber immer nach dessen Möglichkeiten. Wer viel hat, sollte viel helfen. Wer hier knausert und sich in seinem Überfluss wohlig-bräsig einrichtet, der kriegt ein Problem. Aber erst morgen.

Audiobeitrag Die Sache mit den Namen


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