Die Anfrage aus der Hölle und die Antwort des Himmels 1. Teil
Die Geschichte von Lazarus, die Jesus einmal erzählt hat, wird landläufig als eine über ausgleichende Gerechtigkeit empfunden. Schließlich wird der zu Lebzeiten arme Lazarus
nach seinem Tod mit dem Paradies belohnt, er sitzt in Abrahams Schoß, der Reiche aber schmachtet in der Hölle.
Ginge es nur darum, könnte, ja müsste die Geschichte damit zu Ende sein. Ist sie aber nicht. Der spannendere Teil für mich wenigstens- kommt erst jetzt. Vorhang auf und Bühne frei. Es folgt: die Anfrage aus der Hölle und die Antwort des Himmels. 1. Teil.
Zunächst geht es dem Reichen darum, sein persönliches Schicksal zu verbessern. Die Hölle ist ein unangenehmer Ort, ein quälender Zustand. Mal sehen, mag er sich gedacht haben, ob da nicht noch etwas zu machen ist. Er spricht mit Abraham und das ist genauso gut, als würde er mit Gott selbst sprechen. Übrigens: der arme Lazarus, unser liebgewonnener Gotthilf, spielt ab hier keine Rolle mehr. Er, nach dem die Geschichte benannt ist, wird ab jetzt Staffage. Was will der Reiche von Gott?
Zunächst einmal ergibt er sich nicht einfach in sein Schicksal. Denn er meint: Reich sein an sich ist ja keine Schande, auch der Reichtum kommt ja von Gott. Das zumindest die biblische Auffassung, auf die sich der Reiche berufen kann. Allerdings wenn er sich dennoch dabei irgendwie oder an irgendjemandem versündigt haben sollte, was er sicher nicht beabsichtigt hatte, gut, sitzt er eben in der verdammt heißen Hölle.
Aber so ganz dürfte Gott ihn doch nicht fallen lassen. Ausgleichende Gerechtigkeit kann sich doch nicht darin erschöpfen, einfach die Positionen zu tauschen. Das ist doch zu billig. Auf diese Weise will er nicht mit Gott rechten, so nach dem Motto: wenn du mich reich gemacht hast wie weiland den Hiob, dann darfst du mich nicht für meinen Reichtum strafen. Aber wie gesagt: wenn ich etwas dabei falsch gemacht haben sollte... Der Reiche appelliert an Gottes Erbarmen. Das ist in jedem Fall besser.
Also: etwas Kühlung wäre angenehm. Meinetwegen soll Lazarus kommen mit kalten Fingern und sie mir auf die heißen Lippen legen. Nicht unverschämt der Wunsch, oder? Aber siehe da: der Himmel lehnt rundweg ab. Aber als ahnte er, dass er damit eine Spirale weiterer Ungerechtigkeiten in Gang setzen könnte, schiebt er noch ein Argument nach, das ehrlich gesagt in unseren christlichen Ohren etwas hilflos klingt, nämlich: selbst wenn wir das wollten, nämlich dir etwas Kühlung verschaffen, leider, leider können wir es nicht: es kann niemand von hier zu euch da unten.
Wenn man Gottes Allmacht vor Augen hat, überzeugt das Argument natürlich nicht wirklich. Aber wie gehts weiter: Die erste Anfrage aus der Hölle hat der Himmel nicht ganz überzeugend beantwortet. Ist damit Ende der Debatte? Nein. Der Reiche hat sich zwar mit seinem Schicksal abgefunden. Wenn er also für sich nichts mehr erreichen kann, kann man nichts machen. Aber er entwickelt etwas, das verblüfft: Verantwortungsbewusstsein. Davon morgen mehr.
Die Anfrage aus der Hölle und die Antwort des Himmels 1. Teil
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