Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

29.08.05, 7.50 Uhr, Dr. Gerd Höft

Reicher Mann und armer Lazarus: die Story

Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der

lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel.

So, liebe Hörerinnen und Hörer, beginnt ein Gleichnis aus dem Neuen Testament. Ah, werden einige jetzt sagen: Kenne ich, armer Lazarus und so. Aber sind sie ganz sicher, dass Sie das Gleichnis in voller Länge und allen Einzelheiten kennen? Andere werde sagen. Lazarus? Nie gehört. Jesus hat das Gleichnis erzählt, damit wir etwas lernen.  Aber was? Dafür ist es erst mal notwendig, dass wir uns ale auf den gleichen Wissenstand bringen. Deshalb jetzt das Gleichnis im Schnelldurchlauf zu Ende erzählt:

Irgendwann sterben beide. Und wo kommen beide hin? Dreimal – nein: einmal dürfen Sie raten: es ist zu offensichtlich: - der Arme kommt natürlich in den Himmel, ins Paradies, in Abrahams Schoß, wie man das damals nannte. Der Reiche kommt – Sie ahnten es: - in die Hölle. Der Reiche sieht den Armen im Paradies und bittet um Hilfe. Um etwas Kühlung in der Höllenhitze. Die Hilfe wird verweigert: im Diesseits ging’s dir gut, also geht’s dir im Jenseits schlecht. Beim armen Lazarus ist es eben umgekehrt. Aber wenn  der Reiche schon nichts mehr für sich tun kann, so will er wenigstens was für die noch Lebenden tun.

Gott soll sie vor den Gefahren warnen, die im Reichtum schlummern, am besten durch ein Wunder. Lazarus soll von den Toten auferstehen, bittet der Reiche. Das wäre doch ein unübersehbares Zeichen. Auch das lehnt der Himmel ab. Alles, was Menschen für ein gottgefälliges Leben wissen müssen, wissen sie. Sie haben Mose und die Propheten, heißt es in der Geschichte. Wunder wird es keine geben. Ende der Geschichte.

Die kann man nun ganz verschieden interpretieren. Z.B.: wenn es dir dreckig geht im Leben, mach dir nichts draus. Jeder bekommt, was er verdient. Lerne leiden ohne zu klagen; denn im Jenseits wirst du mit dem Paradies belohnt. Deshalb sei auch nicht neidisch auf den Reichen; denn der hat zwar hier sein Vergnügen, von dem du nur träumen kannst, aber dafür wird ihm im Jenseits übel mitgespielt. Gott wird es also schon richten nach der einsichtigen Formel: wer auf de Erde lebt wie die Made im Speck, wird im Jenseits in der Hölle schmoren und wer hier arg zu knappern hat, wird nach seinem Tod für alle Unbill reichlich entschädigt.

Für viele Lazarusse gestern wie heute war und ist deshalb diese Geschichte eine Trostgeschichte, eine Hoffnungsgeschichte. Das soll auch niemandem genommen werden. Aber  mal ehrlich: können Sie sich wirklich vorstellen, dass das so einfach ist? Dass Gott es sich so einfach macht. So einfach kann es nicht sein. Es hilft nichts, wir werden uns die Geschichte an den folgenden Tagen etwas genauer ansehen müssen.


 

Audiobeitrag Reicher Mann und armer Lazarus: die Story


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