Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

15.08.05, 6.56 Uhr, Albrecht Philipps

Matthias Claudius

Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen

Luftgespinste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.

Autor:
Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
diese Strophe stammt aus dem bekannten Gedicht: "Der Mond ist aufgegangen". Matthias Claudius hat es geschrieben. Von ihm will ich Ihnen heute erzählen und von seiner Sicht auf die Dinge. Heute, vor 265 Jahren, wurde er geboren. In Reinfeld, einem kleinen Ort bei Lübeck. Der Flecken Reinfeld liegt in Holstein in einer sanften Hügellandschaft an zwei kleineren und einem größeren See. Die kleine Kirche steht auf einer Anhöhe, um sie herum die niedrigen Häuschen des Ortes mit roten Schindeldächern. Etwas abseits in einem schönen Garten das Pfarrhaus.

Hier wächst Matthias Claudius auf, eingebettet in die Frömmigkeit des Elternhauses. Die freundliche Landschaft und das Familienleben prägen die für Stimmungen so empfängliche Seele des Jungen. Sie prägen sich ein ins kindliche Gemüt.

Sprecherin:
Gott, lass dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs bauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
lass uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Matthias Claudius gehört zu den Leuten, die zu Lebzeiten umstritten waren. Sein Theologiestudium hatte er abgebrochen. Nach manchen Zwischenstationen lässt er sich ab 1771 in dem kleinen Ort Wandsbek bei Hamburg nieder. Dort gibt er eine Zeitung heraus und veröffentlicht darin neben politischen Nachrichten auf der letzten Seite Gedichte, Kurzgeschichten und Artikel zur Literatur seiner Zeit.

Er ist hochgebildet in Philosophie, Literatur und fremden Sprachen. Unbeirrt hält er daran fest, dass sich die Offenbarung Gottes durch Bildung und Wissenschaft nicht erfassen und nicht beschreiben lässt. Gott bleibt für ihn ein großes Geheimnis, das unser Verstand nicht fassen kann. Und dieses Geheimnis ist es, das er mit seinen Worten dennoch beschreiben möchte: Dieses unfassbare Geheimnis Gottes. Wir kennen das ja auch: Dass uns Gottes Wege unbegreiflich bleiben. Dass wir ins Zweifeln kommen, ob es diesen Gott überhaupt gibt.

Wer versucht, Gott im Allgemeinen zu suchen und zu finden, der wird daran scheitern. Wo er sich aber finden lässt, das sind die Erfahrungen - die von Bewahrung in Not und von Glück, das er uns schenkt. Darin findet auch Matthias Claudius den Gott, von dem die Bibel spricht und dem er sich seit seiner Kindheit in Reinfeld tief verbunden weiß.

Solch ein Zeichen Gottes ist für ihn die lange und segensreiche Zeit, die ihn mit seiner Frau Rebekka verbindet. Als sie im Jahr 1797 ihre Silberhochzeit feiern, schreibt Matthias Claudius ein schönes Gedicht. Voll Dank und geprägt von einem tiefen Glauben, dass Gott selbst sie beide zusammengeführt hat, findet er Gottes Segensspuren in dieser Gemeinschaft wieder. Er schreibt ihr:

Sprecherin:
Ich danke dir mein Wohl, mein Glück in diesem Leben.
Ich war wohl klug, dass ich dich fand;
doch ich fand nicht. Gott hat Dich mir gegeben;
so segnet keine andre Hand.

Sein Tun ist je und je großmütig und verborgen;
und drum hoff' ich, fromm und blind,
er werde auch für unsre Kinder sorgen,
die unser Schatz und Reichtum sind.


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