Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

17.08.05, 5.56 Uhr, Sabine Steinwender-Schnitzius

Die Jugend ist ökumenisch

Weltjugendtag in Köln. Viele Hundert Tausend aus aller Welt sind gekommen. Im Vorfeld Streit ohne Ende. Leider. Mit uns, den Protestanten. Warum? Es war einfach unklar,

ob man uns dabei haben wollte oder nicht.
 
Immerhin ist inzwischen ein Treffen zwischen Papst und Vertretern anderer christlicher Kirchen geplant. Das Stichwort Ökumene eine Worthülse. So sah es wenigstens im Vorfeld aus. Frustrierend.  Weil so war das schon immer. So lange ich denken kann. Ökumene ist das, was sich kaum bewegt.

Was ist mit den Jugendlichen? Haben die auch solche Probleme mit der Ökumene? In Köln treffe ich Pascal Biel, 20 Jahre alt, evangelisch.

O-Ton 1
Wir arbeiten hier in Höhenberg Vingst relativ stark miteinander zusammen, so dass es vorkommt, dass ich z.B. jetzt schon zweimal die katholische  Firmvorbereitung mitgemacht habe oder viele katholische Jugendliche bei uns in der ev. Kirche Sachen übernehmen wie zum Beispiel eine Sprechstunde in der Woche oder Kinderfreizeiten begleiten. Hier ist einfach ein ökumenisches  Denken im Stadtteil. Hier gibt es einfach kein evangelisch  - katholisch mehr.

Oder doch? Beim Abendmahl zumindest ist es im Kleinen wie im Großen. Da werden die konfessionellen Unterschiede wieder sichtbar. Aber ökumenisch heißt ja auch nicht die Aufhebung aller Grenzen. 
Pascal Biel:

O-Ton 2
Ich gehe in der katholischen  Kirche nicht zur Eucharistiefeier, weil daran glaube ich einfach nicht, so wie es da zelebriert wird,  dass der Hl. Geist in das Brot und in den Wein. Und selbst da werde ich nicht doof angeguckt, wenn ich der einzige bin, der nicht da hingeht und das ist auch oky so.

Sein katholischer Freund Roland Gogol sieht das ähnlich:

O-Ton 3
414 Ich habe mir über die Unterschiede des Abendmahls noch keine so richtigen Gedanken gemacht, aber ich finde einfach, daß wenn man als Katholischer in der ev. Kirche sitzt, daß man da nicht mitgehen muß und nicht mitgehen sollte. Wir machen zwar viel gemeinsam, aber irgendwo hört es dann auch wieder auf.

Für mich unerwartet, daß Abendmahl und Eucharistiefeier für die Jugendlichen so wichtig sind. Und: Die konfessionellen Unterschiede doch da sind.

Der Weltjugendtag aber ist für die Jugendlichen ökumenisch. Auch wenn der Papst das möglicherweise anders sieht. Pascal Biel: 

O-Ton 4
95 Wir sind ausgeladen worden beim Weltjugendtag und machen trotzdem ein Cafe in der evangelischen Kirche.

Und sie stellen selbstverständlich Betten zur Verfügung. Warum? Weil sie doch noch angefragt wurden, von der katholischen Kirche.

Ökumene an der Basis – tolerant und flexibel . 
Eigenwillig, aber auch  konfessionell.
Auf jeden Fall lebendig.

Ökumene  –  es gibt sie. Auch und gerade bei den Jugendlichen.

 

 

Audiobeitrag Die Jugend ist ökumenisch


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