Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

19.10.13; Pfarrer Michael Nitzke

Notfallseelsorge

Autor: „Erste Hilfe für die Seele“ – so wirbt die Notfallseelsorge für ihre Arbeit.

Wenn zuhause plötzlich jemand verstirbt, unerklärlich und viel zu jung, dann kommen heute oft nicht mehr nur der Notarzt und die Polizei, sondern auch jemand von der sogenannten Notfallseelsorge. Jemand, der bleibt, zuhört, Menschen am Anfang begleitet. Erste Hilfe für die Seele eben. Evangelische und katholische Kirche bilden nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch Ehrenamtliche für diese Aufgabe aus.

O-Ton: "Wir haben Leute aus technischen Berufen, aus kaufmännischen Berufen, und ich finde das sehr bereichernd."

Autor: Sagt Andrea Auras-Reiffen. Sie selbst ist Pfarrerin und nimmt an einem Kurs teil. Wer hier mitmacht, bringt oft eigene Erlebnisse mit, wie Birgit Uhlendorf:

O-Ton: "Eigene Erfahrung mit dem Thema Tod, Trauer, Abschiednehmen generell."

Autor: Steffi Willner ist Kinderkrankenschwester an einer Schule für Körperbehinderte,

O-Ton: "wo ich halt viele Kinder hab, die lebensverkürzend erkrankt sind, wo dann halt immer wieder mit der Frage konfrontiert wird: 'Warum will der liebe Gott, dass ausgerechnet ich jetzt halt nicht erwachsen werde!'"

Autor: „Warum?“ – so fragen viele Menschen, deren Leben erschüttert wird. Hendrik Münz ist als evangelischer Pfarrer Koordinator für die Notfallseelsorge in Dortmund. Für ihn gibt es keine fertige Antwort auf die Frage, "Warum lässt Gott das zu?" Aber er persönlich würde es je nach Situation so sagen:

O-Ton: "Gott ist so groß, dass wir gar nicht nachvollziehen können, was er alles sozusagen gut machen kann und was er alles weiß. Deswegen kann die Situation vielleicht aus Gottes Sicht auch ganz anders sein, grad im Blick auch auf das ewige Leben, als wir das jetzt in so einer schlimmen Situation wahrnehmen.

Autor: Auch andere Teilnehmer haben erfahren, dass solche Worte helfen können.

O-Ton: "Bei Leuten, die einem christlichen oder einem anderen Glauben angehören, ist immer noch der Trost, dass man den Leuten sagen kann, in deinem Glauben wirst du auch Unterstützung finden."

O-Ton: "Interessant waren die Geschichten, wo Leute dann sagten, 'Wir sind zwar nicht Mitglied der Kirche, aber das ihr gekommen seid, das fanden wir gut.'"

O-Ton: "Ich war dann in einer griechische Familie, da waren ruck zuck zehn, zwölf Anverwandte da. Da ist man natürlich dann immer froh, wenn es dann auch so ja noch ein Umfeld gibt, was trägt."

Autor: Auch eine muslimische Teilnehmerin ist im Kurs. Fatima Güclü meint, dass ihr die Arbeit in der Notfallseelsorge auch persönlich etwas gibt.

O-Ton: " Ich hab das Gefühl, dass ich dabei auch viel lernen werde und mich persönlich auch sehr viel entwickeln werde ... , dass ich dann auch weiter den Menschen helfen kann, die dann wirklich Hilfe brauchen. Ich bin froh, dass ich dabei bin ."

Autor: Erste Hilfe für die Seele - bei dieser Aufgabe werden eigene Grenzen erfahren. Christian Jakob weiß, wo sie für ihn verlaufen.

O-Ton: "Ja, was mich am meisten betroffen gemacht hat, waren Einsätze, wo es um Kinder ging, wo Kinder getötet waren. Das is' 'ne sehr, sehr schwierige Situation, vor allen Dingen, wenn man eigene Kinder hat."

Autor: … Doch trotz solcher schweren Grenzerfahrungen, bleiben Menschen wie Christian Jakob dabei. Gerade weil sie wissen, wie schwer das ist, können sie anderen helfen, solch eine Situation auszuhalten. Sie können mitfühlen, einfach da sein, zuhören, trösten, die Hand halten! Ich glaube, viele Menschen könnten so helfen. Und so wünsche ich mir, dass noch viele den Mut haben, eine solche Ausbildung zu beginnen.

 

Audiobeitrag Notfallseelsorge


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