Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

02.10.13; Sebastian Richter und Joana Amelie Fuchs

Liebe ist das, was man tut

Ich bin auf dem Heimweg und im Autoradio läuft „Rettung“ von Kettcar. Ich höre es zum ersten Mal. Es geht um einen Mann, der seine betrunkene Freundin nach Hause schleppt.

Er stellt ihr eine Schüssel ans Bett und die Fenster auf Kipp.

„Liebe ist das, was man tut.“ heißt es im Refrain. Es geht darum, „Ich liebe dich“ zu sagen, ohne es auszusprechen. Kleine Liebesbeweise, Dinge, die man einfach so tut ohne sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Kleine Gesten, die Zuneigung ausdrücken. Manchmal bemerkt sie der andere gar nicht, weil er oder sie das als selbstverständlich ansieht oder sogar erwartet…

Auf der Rückfahrt fällt mir noch mehr ein, als ohne zu Murren das Erbrochene der Freundin zu beseitigen:
• Die pubertären Stimmungen des kleinen Bruders ertragen, auch wenn man eigentlich keinen Bock mehr hat.
• Immer noch aufmerksam zuhören, wenn Oma eine Geschichte zum dritten Mal erzählt, ohne es zu merken.
• Akzeptieren, dass der Mann heute lieber nach dem Fußball noch ein Bier trinken geht – ohne zu meckern.

Solche Sachen brauchen nicht noch ein ausgesprochenes „Ich liebe dich“ zur Untermalung. Das funktioniert auch so.

Liebe ist das, was man tut. Manchmal heißt das nur: sich und seine Bedürfnisse hinten anstellen. Die Eigenarten des andern akzeptieren und nicht versuchen, jemanden zu ändern. Als ich zuhause ankomme, umarme ich meine Freundin einfach mal ein paar Sekunden länger als sonst. Ich bin mir nicht sicher, ob sie es bemerkt hat. Aber ich lächle zufrieden. Denn: „Liebe ist das, was man tut“!

Sprecher: Daniel Schneider

 

Audiobeitrag Liebe ist das, was man tut


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