Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

19.09.13; Annette Schmitz-Dowidat

Bis zum freudigen Ende

Sprechen die im Radio immer schneller? Während im Hintergrund die Beats hämmern, werden Interviewpartner mit Fragen beschossen und haben kaum Zeit zu antworten.

Geschwindigkeit scheint das Gebot der Stunde zu sein. Das Leben ist rastlos getaktet, und alles, was schneller geht, wird auch schneller gemacht.

Das totale Kontrastprogramm erlebte ich neulich in einem Gottesdienst. Da standen doch tatsächlich die kompletten Liedstrophen eines Liedes angeschlagen, nicht nur 1-3 wie sonst, sondern 1-6 Als die Gemeinde anfing zu singen, dachte ich erst: na, das kann ja dauern. In Strophe drei heißt es: „Tobe, Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh.“ Ich fühlte mich tatsächlich beruhigt – beruhigt dadurch, dass im Gottesdienst Zeit genug ist für das, was ich gerade tue. Singen. Zeit genug, mich ganz in das Lied hineinzubegeben. Die Melodie hat mich schon als Kind beruhigt.

Und auch dies fiel mir auf: der Pfarrer trug keine Uhr am Handgelenk. Als sei es im Gottesdienst unnötig zu wissen, wie spät es gerade ist. Zeit spielt schließlich keine große Rolle, wenn es um das ewige Leben geht.

Strophe sechs des Liedes endet so, wie das Lied beginnt und wie es heißt: Mit den Worten „Jesu meine Freude“. Ich finde, auch die Freude darf ruhig einmal etwas länger dauern. Nicht nur im Gottesdienst.

Sprecher: Daniel Schneider

 

Audiobeitrag Bis zum freudigen Ende


Druckversion

Suche

Sendungen der Woche

Sendungen am Sonntag

Sendungen im Fernsehen