Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

21.08.13; Sebastian Richter

Totale Überwachung?

In den USA fliegen Drohnen über das eigene Land. In England gibt es so gut wie keine öffentlichen Plätze mehr, die nicht kameraüberwacht sind.

Dann war da noch was mit Prism, diesem gigantischen Internetüberwachungsprogramm. Möglicherweise sind die bereits bekannten staatlichen Aktionen nur die Spitze des Eisberges. Solche Maßnahmen greifen massiv in meine Privatsphäre ein. Das ärgert mich. Klar: Verteidigt wird das alles mit dem Hinweis auf die innere Sicherheit und den Schutz vor Terror.

Einerseits denke ich: Ich habe ja nichts zu verbergen. Ich gehe nicht auf Kinder-Porno-Seiten, suche keine Bombenbauanleitungen und plane auch keine Terror-Aktionen in Internet-Foren. Und wenn auf diese Weise auch nur ein Terror-Anschlag verhindert werden kann… warum nicht?!

Vielleicht. Dennoch sind diese Aktionen ein Armutszeugnis. Mit totaler Überwachung gegen ein paar durchgeknallte Terroristen – stimmt da noch das Verhältnis? Ich finde: Nein. Der Preis ist mir viel zu hoch. Denn völlige Sicherheit gibt es nie. Auch nicht mit Drohnen-Einsätzen, Internetüberwachung und Kameras an jeder Straßenecke. Wer das glaubt, macht sich was vor. Dann lieber gelassen leben und ein Restrisiko in Kauf nehmen.

Als Demokrat und Christ finde ich: Wir brauchen eine Gesellschaft mit Menschen, die einander vertrauen und sich gegenseitig ein Gefühl von Sicherheit geben. Der Staat muss dem einen Rahmen geben – aber weil einige rücksichtslos sind, muss er nicht alle überwachen.

Sprecher: Daniel Schneider

 

Audiobeitrag Totale Überwachung?


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