Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

23.07.13; Holger Pyka

Lebensentscheidung

Christina heißt jetzt Sarah. Ihren neuen Namen hat sie bekommen, weil sie zum Judentum konvertiert ist, der Religion ihrer Großeltern.

Das war ein langer Weg: Dreimal ist sie zum Rabbiner gegangen, dreimal hat er sie wieder weggeschickt. Als sie ein viertes Mal zu ihm kam, sagte er: „Vielleicht“, und Sarah, damals noch Christina, musste Unmengen von Büchern lesen, ins jüdische Leben reinwachsen, langsam die vielen Regeln lernen. Nach knapp zwei Jahren und einer ziemlich schwierigen Prüfung war es soweit: Christina wurde in der Gemeinde begrüßt und bekam dort den jüdischen Namen Sarah.

Jetzt, ein paar Monate später, sitzen wir in einem Café. Dem einzigen Café in der Stadt, das koscheres Essen serviert. Ich gucke mir die Preise an und frage sie, ob sie ihren Schritt bereut. Sie schüttelt den Kopf und strahlt. Ich frage weiter: Ob sie denn nicht zwischendurch aufgeben wollte. „Klar“, antwortet sie, vor allem, nachdem der Rabbiner sie ein drittes Mal weggeschickt hatte. „Aber“, so fährt sie fort, „danach war es ihm und mir klar, dass ich es ernst meinte.“ Als der Kellner mit einem Brotkorb und einem Vorspeisenteller kommt, sagt sie: „Glauben ist eine Lebensentscheidung. Die habe ich getroffen. Und es fühlt sich gut an.“

Während sie ein paar Oliven isst, grüble ich nach. Wer Christ werden will, hat es einfacher. Aber der muss sich vielleicht selbst daran erinnern: Glauben ist eine Lebensentscheidung. Und das fühlt sich gut an.

Sprecher: Daniel Schneider

 

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