Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

24.06.13; Pfarrer Michael Nitzke

Buddha im Garten

Früher stand er in den Vorgärten. Mit roter Mütze, Schubkarre und Spitzhacken. Später mit Fußballkluft oder heruntergelassener Hose.

Und schließlich immer häufiger mit einem Messer im Rücken. Der gute alte Gartenzwerg. Und spätestens jetzt war klar: Schneewittchen und die Zwerge gehören der Vergangenheit an.

Doch der Mensch braucht scheinbar unbedingt Figuren im Garten. Die Renner sind zur Zeit Buddhafiguren in allen Variationen: Mal dick mal dünn, mal lächelnd oder in Meditation versunken, nimmt er den Platz ein, den der Gartenzwerg frei gemacht hat. Die Industrie verspricht dadurch positive Gefühle, asiatische Gelassenheit und Entspannung. Ganz anders als der Gartenzwerg, der fast immer arbeitsam dargestellt wurde.

Buddha war der Ehrentitel eines Mannes namens Siddartha Gautama. Er lebte vor zirka zweitausendfünf-hundert Jahren in Indien. Er verließ Frau und Kind und ging den Weg der Erleuchtung, bis er den Zustand des Erwachten erlangte, was ihm dann den Namen Buddha einbrachte. Respekt vor den 375 Millionen Menschen, die weltweit an seine Lehren glauben. Auch bei uns finden die Lehren des Buddhas im Moment immer mehr Freunde. Aber sicherlich rechnen sich die meisten Vorgartenbesitzer in unserem Land nicht dazu. Und auch die nicht, die Buddha die Tür zum Wohnzimmer geöffnet haben, wo er auch gerne steht und Ruhe verbreiten soll. Man tut dem Begründer einer Weltreligion unrecht, wenn man ihn auf die Gartenzwergfunktion reduziert und als Deko-Objekt missbraucht.

Da sich heutzutage die Moden viel schneller ändern als früher, befürchte ich, dass die Deko-Industrie noch auf ganz andere Gedanken kommt. Man stelle sich mal vor, statt der Buddhaköpfe würden in den Geschäften Jesusfiguren auftauchen: Jesus wie er segnet, wie er die Schafe weidet, wie er durch die Wüste wandert. Die Industrie wird da sicherlich noch andere Postionen finden, die dem geneigten Kunden Ruhe und Gelassenheit vermitteln. Nur kurz werden sich Vertreter der Kirchen über diese Wiederentdeckung christlicher Werte freuen, denn irgendwann würde wieder eine andere Figur modern und die Vorgärten erobern.

Wenn ein religiöses Symbol zum Modeartikel wird, dann besteht die Gefahr, dass man irgendwann gar nicht mehr hinschauen mag. Bei Jesusdarstellungen sind wir Gott sei Dank weit davon entfernt. Skulpturen von Jesus Christus werden wirklich als Ausdruck des Glaubens aufgestellt. Wir sehen sie in Krankenhäusern und Kirchen, Wir sehen das Kreuz von Jesus Christus als Zeichen der Trauer und der Hoffnung an Unfallstellen am Straßenrand. Das gibt uns eine Ahnung davon, wofür er gestorben und auferstanden ist, nämlich für Liebe und Mitmenschlichkeit, für Gerechtigkeit und Vergebung. Er wollte Menschen auch aus ihrer Bequemlichkeit heraus führen, um die Welt zu verändern. Wenn ich eine Skulptur von Jesus sehe, dann sehe ich sie mit Respekt an, denn sie ist für mich ein Zeichen für den, der Sohn Gottes genannt wurde. Solchen respektvollen Umgang würde ich auch für die Symbole anderer Religionen erwarten.

Religiöse Symbole gehören ins Herz und nicht in den Vorgarten. Sie dürfen nicht zum bloßen Dekorationsobjekt werden! Daher gibt es nur eins: Rettet den Gartenzwerg. Holt ihn in die Gärten zurück. Wie wär's mit einem Zwerg im Liegestuhl? Der bringt Anreiz zum Entspannen, positive Gefühle und rheinisch-westfälische Gelassenheit.

 

Audiobeitrag Buddha im Garten


Druckversion

Suche

Sendungen der Woche

Sendungen am Sonntag

Sendungen im Fernsehen