Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

17.05.13; Holger Pyka

Seelentröster

„Glücksmoment“, „Zeit für dich“, „Geborgenheit“, „Ruhepause“. Eigentlich ganz gute Werbeslogans für einen Gottesdienst, denke ich Nur:

Ich stehe nicht vor einer Kirche, sondern im Supermarkt vor dem Regal mit den Badesalzen. Ich kann mich nicht richtig entscheiden, welches ich kaufen soll. Ich bade sehr gern, am liebsten richtig lang und richtig heiß, mit Kerzen, einem Buch, viel Schaum und einem Telefon, das auf lautlos gestellt ist. Dann kann ich mich entspannen, aufwärmen, runterkommen – für den Moment. Mehr verlange ich nicht von einem Badesalz.

Für die Tiefenentspannung brauche ich etwas anderes. Zum Beispiel am Sonntagmorgen. Schon auf dem Weg ist die Stimmung anders. Die Luft ist frisch, die Sonne steht tief, kein Auto fährt. Als wär‘ die Zeit stehen geblieben. Ab und zu gehe ich in einen Gottesdienst. Klar, so bequem wie meine Badewanne ist keine Kirchenbank. Manchmal bin ich auch nicht mit allem einverstanden, was ich da höre und sehe. Aber spätestens am Ende kriege ich gesagt: Gott segnet dich. Gott ist bei dir und guckt dich mit Liebe in den Augen an. Dann wird mir manchmal ganz warm, nicht von außen, sondern von innen. Und das hält bei mir länger. ¬Am Ende kaufe ich ein Badesalz, das nach Kakao riecht. „Seelentröster“, steht auf der Verpackung. Auch ein guter Werbespruch für einen Gottesdienst.

Sprecherin: Alexa Christ

 

Audiobeitrag Seelentröster


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