Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

17.04.13; Sven Dreiser

Singende Schmetterlinge

„Meine Mama hat jetzt Flügel“, sagt Andrea. Sie ist acht Jahre alt, und vor ein paar Wochen ist ihre Mutter gestorben. An Krebs.

Nachmittags geht Andrea manchmal zum Grab ihrer Mutter. Dann erzählt sie ihr das Neueste aus der Schule oder was sie gerade mit ihren jüngeren Geschwistern erlebt hat. Für das Grab hat sie ein Bild mit einem bunten Schmetterling gemalt. Andrea ist überzeugt: „Meine Mama fliegt jetzt wie ein Schmetterling durch den Himmel.“ Sie stellt sich vor: So wie aus einer Raupe ein schöner Schmetterling wird, verwandelt sich auch ein Mensch, wenn er tot ist.

„Können Schmetterlinge eigentlich singen?“ Mich faszinieren die Fragen und Gedanken von Andrea. „Mama hat immer gerne gesungen, wenn sie abends an meinem Bett gesessen hat“, erzählt sie. „Manchmal hat sie dabei ein bisschen geweint. Dann hab ich sie in den Arm genommen. Und sie mich. Und es war wieder ein bisschen gut."
Was Andrea über den Schmetterling denkt, gefällt mir. Ich glaube auch daran, dass Menschen sich verwandeln, wenn sie gestorben sind. Sie sind nicht einfach tot.

Für Andrea ist es ganz schlimm, dass ihre Mama nicht mehr da ist. Oft ist sie traurig und in Gedanken. Dann plötzlich schaut mich lächelnd an: „Ist doch schön, sich die Mama als einen Schmetterling vorzustellen. Ein Schmetterling, der im Himmel für die Engel singt."

Sprecher: Daniel Schneider

 

Audiobeitrag Singende Schmetterlinge


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