Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

18.03.13; Beate Raguse

Kein Bild machen

„Was, du machst Pauschalurlaub?“ Max klingt erstaunt und ein bisschen abfällig. „Du warst doch früher immer nur mit dem Rucksack unterwegs.“

Passiert mir immer wieder. Irgendwer erklärt mir, wie ich bin. Freunde oder Bekannte haben ein Bild von mir. Irgendein Erlebnis, irgendein Eindruck hat sich festgesetzt, obwohl es vielleicht lange Jahre her ist. Melli, die wenig Taschengeld bekam, hat zu Beispiel beeindruckt, dass ich als Jugendliche beim Ausflug meine Süßigkeiten geteilt habe. Deswegen hält sie mich bis heute für großzügig. Seit ich mich eingemischt habe, als ein Busfahrer einen Tamilen blöd behandelt hat, gelte ich als couragiert. Ist ja durchaus schmeichelhaft.

Manchmal finde ich’s witzig, wie andere mich sehen. Zum Beispiel, wenn Leute total daneben liegen. Aber manchmal nervt es mich, so festgelegt zu werden, in eine Schublade gesteckt.

Gott scheint es da ähnlich zu gehen. „Mach dir kein Bildnis von mir“, heißt eins der Top 10 seiner Gebote. Gott will nicht in ein Schema gepresst werden. Er – oder sie? – möchte nicht Objekt menschlicher Wünsche werden, ins Korsett frommer Vorstellungen oder politischer Absichten gepresst. „Ich bin, der ich bin.“ sagt Gott. Das gefällt mir.
Und ich? Ich bin auch die, die ich bin. Klar, ich habe Eigenschaften und Züge, die mich ausmachen. Aber ich ändere mich auch. Schön, dass es dann Menschen gibt, denen das auffällt. Und die mich so nehmen wie ich bin.

Sprecherin: Alexa Christ

 

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