Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

21.02.13; Petra Schulze

Internationaler Tag der Muttersprache (UNESCO)

„Buongiorno, facciamo colazione insieme?“, fragt meine Gastgeberin. Sie will mit mir frühstücken – aber das begreife ich erst später.

Ich bin in Florenz – für zwei Monate Italienisch Intensivkurs und wohne bei waschechten Italienern. Giovanna, so heißt die Gastgeberin, ist irritiert. Ich verstehe sie nicht und antworte also auch nicht, sondern grinse nur verlegen. Wir steigen auf Englisch um. Puh. Gerettet. Frühstücken will sie also… Ganz schön blöd, wenn man die Landessprache nicht spricht.

In Italien habe ich erlebt, wie sehr man die Muttersprache vermissen kann. Diskussionen am Abend bei Vino und Spaghetti im Wohnzimmer: Ich komme nicht mit. Ab und an übersetzt mir einer was ins Englische. Hinterher bin ich todmüde. Und was ich nie gedacht hätte: Wie weh das tut, wenn du dich nicht richtig ausdrücken kannst. Du willst was ganz Bestimmtes sagen, einen Witz machen - es geht aber nicht, du kannst noch nicht genug Vokabeln.

Die Muttersprache ist ganz tief mit unseren Gefühlen verbunden, in ihr können wir die feinen Zwischentöne ausdrücken. Ich meine: Gott wird sich was dabei gedacht haben, uns so viele Sprachen zu schenken: Jede Sprache hat einen eigenen Klang, eigene ganz wunderschöne Redewendungen. Mails meiner italienischen Freunde - die klingen wie Liebesbriefe, fast ein bisschen kitschig. Diese vielen Klänge sind ein Schatz. Das meint auch die UNESCO und hat deshalb den heutigen Tag zum Internationalen Tag der Muttersprache ausgerufen. Und bei allem Lob auf die Sprache - toll, dass wir uns oft auch ohne Worte verstehen.

Sprecher: Daniel Schneider

 

Audiobeitrag Internationaler Tag der Muttersprache (UNESCO)


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