Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

14.12.12; Pfarrer Michael Nitzke

Friedenslicht aus Betlehem

In der Adventszeit werden uralte Bräuche gepflegt. Ursprünglich galt diese Zeit einmal als Fastenzeit.

Doch dann kamen vor über 1500 Jahren die Weihnachtsmärkte auf und so hielt man das Fasten immer schwerer durch. Seit einer gefühlten Ewigkeit gibt es den Adventskranz. Allerdings ist der erst gute 170 Jahre alt. Gemessen an der zweitausendjährigen Geschichte des Christentums ist eigentlich noch recht neu. Auch in unserer Zeit entwickeln sich noch neue Bräuche.

Seit 25 Jahren wird in Bethlehem vor Weihnachten ein besonderes Licht entzündet, das dann als Frie-denslicht in die Welt gebracht wird. Ein Kind zündet dieses Licht an und zwar genau dort, wo Gott als Kind auf die Welt gekommen sein soll: In einer kleinen Grotte in der Geburtskirche von Bethlehem. Die Stadt in der das Jesuskind geboren wurde, ist heute ein Symbol für die Sehnsucht nach Frieden, obwohl hier der Frieden oft nur ein schöner Traum ist.

1986 hatte der Österreichische Rundfunk die Idee zu diesem Licht, aus der nun eine weltumspannende Aktion geworden ist. Die Macher dachten sich: „So wie die kleine Flamme millionenfach von Kerze zu Kerze, von Hand zu Hand weitergegeben wird, so muss auch der Friede von Mensch zu Mensch wachsen.“

Wie geht das? In diesen Stunden räkeln sich viele junge Menschen aus Deutschland in den Liegewagen eines Nachtzuges und bereiten sich darauf vor, in Wien auszusteigen. Dort ist das Friedenslicht aus Bethlehem mit dem Flugzeug angekommen. Die jungen Leute sind Pfadfinder und kommen aus allen christlichen Kirchen. Zuhause geben sie das Licht weiter, an alle, die es als Zeichen des Friedens annehmen möchten. In vielen Kirchen wird das Licht feierlich an die Besucher weitergegeben. Auch auf Marktplätzen wird es vielfach an die Menschen weiterverteilt. Es brennt in den Wohnungen von jungen und alten Menschen, es leuchtet in Kirchen und Rathäusern, es lässt Kathedralen und Regierungssitze erstrahlen. Jedes Jahr findet es seinen Weg in weitere Länder dieser Erde.

Doch damit es ein wirkliches Friedenslicht ist, muss es in den Herzen der Menschen brennen. Das Licht vom Geburtsort Jesu Christi soll das in die Herzen bringen, was die Engel von Bethlehem verkündet haben: „Frieden auf Erden, den Menschen, die von Gott geliebt werden.“

Viele Menschen tragen das Licht durch Wind und Wetter nach Hause. Dabei erleben sie, wie schwer es ist, diese kleine Flamme zu erhalten. Sie legen eine Hand schützend um die Kerze, damit der Wind sie nicht auslöscht. Eine hingebungsvolle, fast zärtliche Geste. Genau solche Hingabe, solches liebevolle Handeln ist nötig, um Frieden zu schaffen und zu erhalten. Frieden ist ein großes Wort, doch Frieden beginnt im Kleinen. Mit der Geburt eines kleinen Kindes in einer Krippe in Betlehem.

“Mit Frieden gewinnen alle”, heißt das Motto der Friedenslichtaktion 2012 in Deutschland. Alle ge-winnen, wenn Menschen in unseren Städten beginnen, sich die Hände zu reichen und sich mit Menschen in aller Welt zu verbinden.

 

Audiobeitrag Friedenslicht aus Betlehem


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