Der evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR

29.12.10, Pfarrer Michael Nitzke

Brücken

„Süßer die Kassen nie klingeln.“ In diesen Tagen nach Weihnachten gilt dieser Spruch ganz besonders. Denn jetzt wird das geschenkte Geld in die Geschäfte gebracht.

Ob Flachbildschirm oder Markenkleidung, alle Wünsche, die Omas und Tanten nicht selbst unter den Tannenbaum legen konnten, werden jetzt wahr.

Doch manche klagen darüber, dass sich alles immer nur um Geld drehen muss. Gerade um Weihnachten herum, sollte man doch auf andere Gedanken kommen, als immer ans Kommerzielle zu denken. Da geht es schließlich um die Geburt des Jesuskindes. Doch halt! „Jesus redet vordergründig sogar viel mehr über Geldangelegenheiten, als über Himmel und Hölle.“ , schreibt Dietrich Bauer im Buch „Geldgeschichten der Bibel“. Die meisten dieser Geschichten sind heute noch aktuell. So wie die Frage, ob es denn notwendig ist Steuern zu zahlen.

Beliebt waren Steuern nie, und man versuchte sich davor zu drücken. ‚Man müsste die Steuern aus religiö-sen Gründen verweigern können‘, dachten sich  manche und wollten, mal hören, was Jesus dazu zu sagen hatte.

Der witterte gleich die Fangfrage! Wenn er sagt : „Zahlt Steuern!“, dann legt er sich mit dem Volk in Jerusalem an. Wenn er sagt : „Zahlt keine Steuern!“, bekommt er Ärger mit dem  Kaiser in Rom. Also musste er irgendwie versuchen, dass die Leute sich die Antwort selber geben. Er sagt ihnen: „Zeigt mir eine Münze“, und fragt „Was ist darauf abgebildet?“. „Der Kaiser!“, sagen die Fragesteller. Und Jesus braucht nur noch zu sagen, „dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott was Gott ge-hört.“ Die Leute wunderten sich, und fragten nicht mehr weiter.

Was würde Jesus heute im Zeitalter des Euro sagen? Sicher ähnliches wie damals: „Schau in deinen Geld-beutel. Nein, nicht die kleinen Münzen. Komm, nimm einen Schein heraus! Dreh in einmal um, was siehst Du da?“ Wer genau hinschaut, entdeckt auf der Rückseite jedes Euroscheines eine Brücke. Diese Brücken zeigen, dass zwischen den Menschen in Europa, die früher im Krieg lagen, eine besondere Verbindung gebaut wurde. Was würde Jesus heute sagen, wenn er unser Geld sähe? „Baut Brücken! Schafft Verbindungen zu euren Mitmenschen in nah und fern! Tut Gutes mit dem Geld.“

Bei all den hilfreichen und schönen Dingen, die ich mir kaufen kann, darf ich die nicht vergessen, die sich kaum das Nötigste leisten können. Viele Kirchengemeinden  können über sinnvolle Projekte informieren, wie man mit Geld Brücken bauen kann.
Aber da war doch noch was? – „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört. Und gebt Gott was Gott gehört.“ 

Die Steuern können also dem Staat nicht verweigert werden. Und der Mensch selbst kann sich Gott nicht verweigern, den der hat ihn nach seinem Bild geschaffen. „Gebt Gott was Gott gehört.“  Das heißt, vertraut euch ihm an, erwidert die Liebe, die er euch geschenkt hat, und gebt sie weiter an eure Mitmenschen.

Audiobeitrag Brücken


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